Für ein gutes Bauchgefühl
in der Schwangerschaft
Für ein gutes Bauchgefühl – Tipps bei Übelkeit & Erbrechen
das Abenteuer „Eltern“ beginnt für die meisten schon mit dem positiven Schwangerschaftstest. Alle Gedanken drehen sich nun um das beginnende Leben im Bauch. Es ist eine besondere Zeit, die jede Frau, jedes Paar, genießen möchte. Das ist nicht immer einfach, denn Begleiterscheinungen der Schwangerschaft können die Vorfreude auf das Baby trüben. Das sind zum Beispiel Sorgen, die sich um die Geburt, die Gesundheit des Kindes und das Leben als Familie drehen. Aber auch körperliche Beschwerden belasten manchmal mehr als erwartet. Eine davon ist die Schwangerschaftsübelkeit. Circa 85 Prozent der schwangeren Frauen leiden unter Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft.1 Dennoch handelt es sich um nichts, was Frauen einfach hinnehmen sollten, weil „es eben dazugehört“. Übelkeit und Erbrechen bedeuten Stress für den Körper und oft auch für die Beziehung.
Ein positiver Schwangerschaftstest beudetet oft, dass eine ganz besondere Zeit beginnt.
Erfahren Sie hier mehr über die lästigen Schwangerschafts-Begleiter und was Sie dagegen unternehmen können. Diese Informationen ersetzen jedoch nicht das Gespräch mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen. Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf das Thema Übelkeit und Erbrechen an, bevor es überhandnimmt! Er oder sie weiß Rat und wird Sie optimal durch Ihre Schwangerschaft begleiten.
Die Ursache für die Übelkeit in der Schwangerschaft ist nicht genau bekannt. Diskutiert werden unterschiedliche Auslöser: psychische Ursachen wie Stress und körperliche Faktoren, allen voran die hormonelle Umstellung. Die bekannteste Hypothese sieht den Grund in der erhöhten Produktion des humanen Choriongonadotropin (hCG). Dieses Hormon wird bereits vor der Einnistung in die Gebärmutter vom Embryo selbst beziehungsweise später vom Mutterkuchen gebildet.
Es regt in der Frühschwangerschaft den Gelbkörper im Eierstock dazu an, das Hormon Progesteron weiterzubilden,2 das wichtig für den Erhalt der Schwangerschaft ist. Die höchsten Konzentrationen an hCG im Blut werden etwa zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels erreicht. Genau dann, wenn auch die Symptome von Übelkeit und Erbrechen am stärksten auftreten. Es besteht also ein zeitlicher Zusammenhang zwischen einem hohen hCG-Spiegel und verstärkt auftretender Übelkeit.3
Die Übelkeit tritt bei den meisten Frauen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft auf. Sie haben noch kein Bäuchlein und sehen auch sonst so aus wie immer. Ihr Körper jedoch passt sich im sogenannten ersten Trimester bereits auf Hochtouren an den „anderen Umstand“ an. Die Übelkeit ist eines der Symptome, die diese Zeit der Anpassung begleiten können. Sie beginnt oft bereits vier bis sechs Wochen nach der letzten Periode. Zwischen der neunten und zwölften Schwangerschaftswoche tritt sie meist am häufigsten auf, beziehungsweise ist sie üblicherweise am stärksten ausgeprägt.4
Mit dem Ende des ersten Schwangerschaftsdrittel legen sich die Symptome bei der Mehrheit der Frauen,5 bei etwa zehn Prozent der Schwangeren bleibt die Übelkeit allerdings über die gesamte Schwangerschaft bestehen.3 Übrigens: Im Volksmund wird oft von „Morgenübelkeit“ gesprochen, das ist jedoch irreführend. Nur circa zwei Prozent der Schwangeren leiden ausschließlich morgens an Übelkeit. Bei über 80 Prozent der Betroffenen treten die Beschwerden über den ganzen Tag verteilt auf.6
Übelkeit und Erbrechen im ersten Trimester der Schwangerschaft sind kein Zeichen, dass etwas nicht stimmt und sie sind nicht gefährlich für das Kind, sofern sie leicht bzw. moderat und vorübergehend sind. Trotzdem sind sie für viele Frauen sehr belastend: Schwangere, die an Übelkeit und Erbrechen leiden, können Schlafstörungen oder Depressionen entwickeln.7 Diese Ergebnisse legen nahe, dass es sich nicht um eine Bagatelle handelt, sondern um Beschwerden, die einen schnellen Termin in der Arztpraxis erfordern können.
Je früher Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf die Schwangerschaftsübelkeit ansprechen, desto besser.
Selbst leichte Symptome können Auswirkungen auf Ihren Alltag und Ihre Lebensqualität haben.7 Ärztinnen oder Ärzte wissen das und werden Ihnen gerne helfen. Es gibt keinen Grund, sich länger als nötig mit Schwangerschaftsübelkeit zu quälen. Außerdem kann ein frühzeitiger Arztbesuch verhindern, dass sich Ihr Zustand verschlechtert: Wenn Übelkeit und Erbrechen schon längere Zeit bestehen, kann es schwieriger werden, die Symptome zu lindern.
Eine Behandlung im Frühstadium hingegen kann schwerwiegendere Komplikationen, einschließlich Krankenhausaufenthalte, verhindern.
In sehr seltenen Fällen, bei 0,3 bis 3 % der betroffenen Frauen, handelt es sich bei der Schwangerschaftsübelkeit um die schwere Form „Hyperemesis Gravidarum“. Diese Erkrankung muss umgehend ärztlich behandelt werden. Tritt die Übelkeit erst später in der Schwangerschaft auf, sollten Frauen abklären lassen, ob den Beschwerden eine Erkrankung zugrunde liegt.8
Manchmal sprechen Medizinerinnen und Mediziner von einer „normalen“ Schwangerschaftsübelkeit oder von einer leichten bis moderaten Form. Damit ist nicht gemeint, dass die Beschwerden nicht belastend sind oder Sie nicht einschränken. Es bedeutet, dass die Übelkeit nicht von einer Erkrankung herrührt und dass es sich nicht um die schwere Form, „Hyperemesis Gravidarum“, handelt.
„Normal“ impliziert, dass Übelkeit und Erbrechen sehr wahrscheinlich gegen Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels nachlassen werden. Kennzeichnend für die normale Schwangerschaftsübelkeit ist, dass Ihnen nicht die ganze Zeit schlecht ist. So können Sie an den meisten Tagen Nahrung zu sich nehmen und verlieren nicht mehr als fünf Prozent Ihres Gewichtes.
Sie sind in der Lage, alltägliche Dinge, wie Duschen oder Einkaufen gehen, zu verrichten – spätestens ab der 14. Schwangerschaftswoche gelingt Ihnen das sogar wieder regelmäßig.9
Das ist ein kleiner Trost, ändert aber nichts daran, dass wochenlange Beschwerden, auch wenn diese nicht pausenlos auftreten, Sie in einer ohnehin sensiblen Zeit stark fordern. Selbst eine leichte Schwangerschaftsübelkeit kann bereits zu Einschränkungen im Alltag führen und Einfluss auf die partnerschaftliche Beziehung haben.7
Fragen Sie daher Ihre Ärztin oder Ihren Arzt möglichst frühzeitig um Rat!
In den Medien verstärken glücklich lächelnde Models mit Babybauch bei vielen Frauen die Zweifel, „alles richtig zu machen“. Die Schwangerschaft ist im ersten Trimester noch nicht sichtbar und Frauen können kein Verständnis für ihre Beschwerden einfordern, ohne sich zu offenbaren. Am Arbeitsplatz kann das zu Konflikten führen, denn mit Übelkeit lassen sich kaum klare Gedanken fassen, Konzentration und Belastbarkeit lassen nach. Auch in der Paarbeziehung überschattet das Krankheitsgefühl manchmal die Vorfreude. Gerade jetzt möchten Paare noch einmal abends ausgehen, einen kleinen Urlaub machen, mehr Zeit miteinander verbringen. Viele wissen von Freunden oder aus eigener Erfahrung, dass die erste Zeit mit einem Neugeborenen nur noch wenig Raum für sie als Paar lässt.
Je schwerer die Symptome, desto mehr Einfluss hat die Schwangerschaftsübelkeit auf den Alltag. Den Haushalt erledigen, die Kinder versorgen oder sich um Angehörige kümmern wird schwerer. Oftmals müssen die Partner einspringen und Pflichten übernehmen.10 Eine durch eine Ärztin oder einen Arzt begleitete Behandlung der Symptome Übelkeit und Erbrechen kann helfen, die üblen Phasen zu überwinden und wieder mehr Lebensqualität schaffen.
Die Punktwerte aus allen drei Antworten werden zusammengezählt und ergeben den Schweregrad von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft.
Quälende Übelkeit und Erbrechen veranlassen viele Frauen nach Gegenmaßnahmen zu recherchieren. Im Internet finden Sie zahlreiche Tipps, deren Wirksamkeit allerdings selten wissenschaftlich belegt ist und wenn, dann ist die Qualität der zugrundeliegenden Studie oft nicht geklärt.
Manche Methoden wirken, ohne dass es dafür eine wissenschaftliche Erklärung gibt, andere wiederum bleiben wirkungslos. Aus dieser Fülle haben wir für Sie die am häufigsten von Hebammen sowie Ärztinnen und Ärtzten empfohlenen Ratschläge zusammengestellt.
Tun Sie Ihrem Magen etwas Gutes und achten Sie auf protein- und kohlenhydratreiche Kost. Verzichten Sie auf fett- und säurereiche, stark gewürzte oder gesüßte Speisen. Die Nahrung sollte in kleinen Portionen, zum Beispiel sechs- bis achtmal über den Tag verteilt und langsam verzehrt werden. Bevorzugen Sie kalte, klare Getränke wie ungesüßten Tee oder stark verdünnte Apfelschorle. Ausreichend Flüssigkeit, vor allem zwischen den Mahlzeiten und in kleinen Schlücken getrunken, kann der Übelkeit entgegenwirken.
Müdigkeit und Erschöpfung kann die Übelkeit verstärken. Daher ist es empfehlenswert, jetzt neben einer Ernährungsumstellung ausreichend Ruhe in den Alltag zu bringen. Das können kleine Pausen und einfache Achtsamkeitsübungen für zwischendurch sein. Auch ein nettes Gespräch mit einer zugewandten Freundin kann helfen, sich gleich ein bisschen besser zu fühlen. Kleine Spaziergänge an der frischen Luft sind ratsam. Sie kurbeln den Stoffwechsel an und helfen Ihnen, auf andere Gedanken zu kommen.
Manchen Frauen hilft Akupunktur. Diese Leistung bieten zum Beispiel Hebammen, Frauenarztpraxen und Kliniken an. Weitere alternative Therapien sind Aromatherapie mit ätherischen Ölen wie Bergamotte, Grapefruit, Mandarine, Neroli, Pfefferminze oder Zitrone. Auch Homöopathie, Akupressur oder Hypnose werden von Schwangeren ausprobiert. Die Wirksamkeit dieser alternativen Methoden ist wissenschaftlich schwer zu bewerten.
Als Schwangere ist es ratsam, Beschwerden und die Einnahme von Medikamenten immer mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen.
Für die Zulassung eines Arzneimittels gelten strenge Kriterien, die erfüllt werden müssen. Im Bereich von Übelkeit und Erbrechen sind nur sehr wenige Präparate verfügbar, die speziell in der Schwangerschaft zugelassen sind. Der Vorteil dieser rezeptpflichtigen Arzneimittel ist, dass ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Übelkeit und Erbrechen speziell bei Schwangeren wissenschaftlich untersucht wurden.
Hinzu kommt, dass die verschreibende Ärztin oder der Arzt einen Blick auf die individuelle Wirkung und Verträglichkeit hat. Besonders freiverkäufliche Produkte sollten während der Schwangerschaft nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. Als weitere Anlaufstelle kommen Apothekerinnen oder Apotheker sowie auch Ihre Hebamme in Frage. Foren im Internet sind keine verlässlichen Ratgeber.
Manche Produkte, die Sie vor der Empfängnis gegen Übelkeit und Erbrechen bedenkenlos einnehmen konnten, sind jetzt nicht mehr möglich. Fragen Sie deshalb Ihre Ärztin oder Ihren Arzt nach einem für Sie geeigneten Mittel. Sie oder er wird Ihnen ein Arzneimittel verschreiben oder empfehlen, das in der Schwangerschaft unbedenklich ist. Auskunft darüber, wie geeignet ein Wirkstoff in der Schwangerschaft ist, gibt darüber hinaus die Internetseite embryotox.de. Bei Übelkeit und Erbrechen gibt es beispielsweise Doxylamin und Pyridoxin. Zudem erfahren Sie hier, wieviel Erfahrung mit einem Wirkstoff oder einem Medikament besteht.
Wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse durch umfangreiche Erfahrungen in der alltäglichen Anwendung ergänzt werden, ist das ein hohes Qualitätsmerkmal. Es gibt Wirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen für die Behandlung der Symptome von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft, die von Experten in hohe Sicherheitskategorien eingestuft wurden8,12 und in vielen Millionen Schwangerschaften erprobt sind.13
In der Schwangerschaft ist nicht mehr die Einnahme aller Arzneimittel möglich – lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten!
Übelkeit und Erbrechen schränken auf viele Weisen ein, da lohnt es sich, bei einer Medikation auf Details zu achten: Das Arzneimittel sollte leicht zu schlucken sein, weil die Aufnahme bei Übelkeit schwerer fällt. Je kleiner die Tablette, desto einfacher ist in der Regel die Anwendung. Eventuelle Hemmungen bei der Einnahme werden so minimiert. Wenn Sie sich unwohl fühlen, können schon kurze Besorgungen belastend sein. Fragen Sie doch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob eine größere Packungsgröße verschrieben werden kann, das spart Ihnen den häufigen Gang zur Apotheke.
1) Whitehead et al. J Obstet Gynaecol, 1992, 12, 364-369. https://doi.org/10.3109/01443619209025932. DOI: 10.3109/01443619209025932. 2) d’Hauterive, et al. Int J Mol Sci, 2022, 23(3): 1380. DOI: 10.3390/ijms23031380. 3) Niebyl JR. N Engl J Med. 2010 Oct 14;363(16):1544-50. DOI: 10.1056. 4) Vellacott ID et al. Int J Gynaecol Obstet. 1988 Aug;27(1):57-62. DOI: 10.1016/0020-7292(88)90088-4. 5) Gadsby R et al. Br J Gen Pract 1993;43:245-8. 6) Lacroix R et al. Am J Obstet Gynecol. 2000 Apr;182(4):931-7. DOI: 10.1016/s0002-9378(00)70349-8. 7) Heitmann K et al. BMC Pregnancy Childbirth. 2017 Feb 28;17(1):75. DOI: 10.1186/s12884-017-1249-0. 8) Campell K et al. SOGC Clinical Practice Guidline, 2016, 38(12), P1127-1137. 9) Fejzo MS et al. Nature Rewiews Disease Primers 2019. https://doi.org/10.1038/s41572-019-0110-3. 10) Clark S et al. Obstretical and gynecological Survey Vol. 68, No. 9, Suppl.1 2013. 11) Koren G et al. Am J Obstet Gynecol. 2010 Dec;203(6) 571. e1–7. DOI: 10.1016/j.ajog.2010.07.030. 12) Committee on Practice Bulletins-Obstetrics. ACOG Practice Bulletin No. 189. Obstet Gynecol. 2018 Jan;131(1):e15-e30. DOI: 10.1097/AOG.0000000000002456. 13) Madjunkova S et al. Pediatr. Drugs 2014;16“:199-211. DOI 10.1007/s40272-014-0065-5.